Die Welt der Schneekugeln und Traumkugeln
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DARMSTÄDTER ECHO

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Samstag, 14. Oktober 2000      - Aus der Region -     DARMSTÄDTER ECHO      Seite 24

Leise rieselt der Schnee in der eigenen kleinen Welt

Seit fünfzig Jahren produziert die Erbacher Firma Koziol Traumkugeln - Ein Blick auf die Anfänge

Von Brigitte Gerbig

ERBACH. Durch das ovale Rückfenster seines VW-Käfers bietet sich Bernhard Koziol senior ein faszinierender Anblick: Schneeflocken tanzen durch die Luft, aus dem wie mit Puderzucker bestreuten Tann treten Rehe hervor. Der gelernte Elfenbeinschnitzer ist im Odenwald in einer Schneewehe stecken geblieben, was sich noch als Glücksfall heraustellen wird. Denn die dabei gewonnenen Eindrücke inspirieren ihn zur weltweit ersten Schneekugel.

Seit der Premiere dieses Geschenk- und Souvenirartikels sind 50 Jahre vergangen. Millionenfach wurde er hergestellt und verkauft, in mehr als 5000 Variationen. "Teddybären und Herzen waren in der jüngeren Vergangenheit die gängigsten Motive", weiß Dagmar Reichardt, Pressesprecherin der Koziol Geschenkartikel GmbH in Erbach. "Für den Betrachter ist die Traumkugel immer etwas Besonderes, er hat eine eigene kleine Welt in der Hand. Im Idealfall eine, die er sogar noch manipulieren kann - indem er sie schüttelt", schmunzelt Stephan Koziol, Sohn des Schneekugel-Erfinders. Vieleicht, so vermutet der Unternehmer, ist es die Erinnerung an eine "Heile-Welt-Geschichte", der die Kugel ihre Beliebtheit verdankt.

Doch hinter dem beruhigenden Schneerieseln, das einen Großteil der Faszination ausmacht, stecken eine Menge Technologie und langwierige Arbeitsprozesse. Bei der Füllung griff Vater Bernhard auf Rehe und Märchenmotive zurück, die ihm von anderen Artikeln seiner Andenkenfabrik zur Verfügung standen. Den Kugeln die Bewohner zu verpassen, fiel also nicht schwer; ebenso wenig die Herstellung der transparente Acrylkuppel, die das Zuhause der kleinen Figuren umschließt. „Wie kriegt man das hin, dass der Schnee langsam runter fällt“, beschreibt Stephan Koziol eine der damals verbleibenden Kardinalfragen.

Eine weitere warf das Wasser auf. „Es muss sich langfristig halten, ohne Chemie, es muss physiologisch unbedenklich bleiben“, erklärt der Fachmann. Und es muss lange Reisen überstehen. „Wenn wir die Kugeln beispielsweise nach Kanada oder Norwegen verschicken, müssen wir genau über die Route informiert sein, damit sie heil dort ankommen“, zielt Koziol auf den wichtigen Faktor Wassertemperatur ab.

Als Lösung für beide Probleme wird dem Wasser ein Zusatz beigefügt, der bewirkt, „dass es bis zehn Grad minus keine Probleme gibt, und – dass der Schnee zwei Minuten lang rieselt“, sagt Koziol nicht ohne Stolz. Dafür hat er sein „slow-e-motion-Patent“ bekommen. Die Aufbereitung des Quellwassers aus dem betriebseigenen Brunnen bleibt ein Geheimnis.

So bedeckt hielten sich die Odenwälder Hersteller nicht immer. Als Vater Bernhard 1951 seine Kugeln erstmals auf der internationalen Messe in Frankfurt präsentierte, kam der Gedanke an ein Partner gar nicht erst auf. Und so fanden sich auch relativ schnell Nachahmer. Dem anfänglichen Welterfolg – „in Hochzeiten haben wir 50 000 Stück in der Woche produziert und Containerweise nach Amerika verkauft“ – setzte der asiatische Markt ein Ende. „Genauso billig konnten wir nicht produzieren. Ab 1970 ging es steil bergab, am Schluss waren es nur noch 500 Kugeln pro Woche“, macht Koziol dem rasanten Abwärtstrend deutlich. Die Firma steckte in der Zwickmühle: „Entweder beerdigen oder neu durchstarten“, hieß die Alternative. Der entscheidende Einschnitt kam 1985. „In die gleichen kleinen Kugeln haben wir James Dean und Marilyn Monroe gepackt“. Das war der Anfang für einen neuen Start. Die Kugel wurden zu Interieur- und Dekorationsartikel: „Das Ganze wurde größer, teurer und hochwertiger- andere Inhalte, andere Qualitäten, andere Kunden“, beschreibt der Unternehmer die radikale Umorientierung. Internationale und betriebseigene Designer gaben der Traumkugel den letzten Schliff.

Einen weiteren Boom erlebte das gute Stück von 1990 bis 1995 als Disney-Figuren, Alf oder Garfield erstmals von Schnee und Glitter berieselt wurden. Bei der Herbstmesse 2000 wird Koziol wieder mit neuer Kollektion und neuer Designerlinie aufwarten: „Ein Stück mehr Romantik und sehr emotionelle Gestaltungselemente“, verrät der Firmeninhaber.

 

DARMSTÄDTER ECHO - Zeitungsbericht vom 14. Oktober 2000

 

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