Johanna und Bernhard Josef Koziol |
|
Bernhard Josef Koziol, der Vater des gleichnamigen Firmengründers, wurde am 8. Juni 1876 in
St. Annaberg\Schlesien als Sohn des Cyprian Koziol und der Lucie, geb. Poralla, geboren.
Die Familie Koziol war beheimatet in Oberschlesien.
Bald schon nach seiner Geburt starben die Eltern – so kam er früh ins Waisenhaus zu Breslau und später, nach einer Volksschulzeit, in die keramische Industrie.
Willig und fleißig, wie er war, erhielt er eine Freistelle an der Keramiker-Fachschule zu Töplitz-Schönau im Sudetenland.
1908, mit dreißig Jahren war er Betriebsleiter der Firma Dr. L. Basch in Olomoncan bei Blansko in Mähren.
Nach grauen Jugendjahren hatte das Leben nun Inhalt bekommen. |
Bernhard Koziol war verheiratet mit Johanna Scholz, sie wurde am 30. April 1875 in Schönwitz geboren.
Alles hatte seine rechte Ordnung. An Zahltagen brachte er seinen Verdienst nachhause und legte ihn wortlos auf den Sims der Kommode.
Am 30. Mai 1908 kam ein Sohn in Breslau zur Welt. Nach seinem Vater nannte man auch ihn Bernhard. Am 24. Dezember 1910 wurde eine Tochter mit dem Namen Lucie in Mügen/Sachsen geboren.
Vater Bernhard hatte dann noch das eine und andere Mal die Stelle gewechselt. Dabei ist er in der Welt herumgekommen.
Sein sehnlichster Wunsch war, sich einmal selbstständig zu machen und seine eigene Ideen in einem eigenen Betrieb zu verwirklichen. |
|
Johanna Koziol, geb. Scholz |
In einer Anzeige im "Sprechsaal Nr.45" (ein in Coburg erscheinendes Fachblatt) vom 09.11.1911 wurde er auf die Verpachtung eines Tonwarengeschäftes mit keramischer Werkstätte in Erbach aufmerksam.
Am 12.11.1911 bewarb er sich bei der gräflichen Verwaltung. Dabei erwähnte er auch seine frühere Tätigkeit in der von Kaiser Wilhelm II gegründeten "Kaiserlichen Majolika-Werkstätten" in Cadinen. |
Die Leitung der Majolika Werkstatt übertrug der Kaiser an Dr. Josef Körner.
Dr. Körner führte gemeinsam mit Bernhard Josef Koziol in dem zum Betrieb gehörendem
Labor
Arbeiten zur Verbesserung der Glasur und der Herstellungstechnik durch.
Stephan Koziol mit einer Keramik aus der Königlichen Majolika Werkstatt
aus dem Jahr 1907 mit Reliefdekor “Romanischer Kaiseradler“.
Nach Vielfältiger Korrespondenz zwischen Bernhard Koziol und dem gräflichem Rentamt kam es zur Einigung und die Familie zog am 23. März 1912 in der Bahnhofstraße 73 im "Gräflichen Viehhof"ein: Vater Bernhard, seine Frau Johanna, der vierjährige Sohn Bernhard und die einjährige Tochter Lucie.
Bernhard Koziol meldete sein Gewerbe am 12. Juni 1912 bei der Stadt Erbach an.
Ihm gelang es äußerst reizvolle Erzeugnisse herzustellen, dessen Herstellung in Farbe und von selbst entstehendem Dekor lange Geheimnis blieb.
Sein Sortiment umfasst sowohl Gebrauchsgeschirr als auch dekorative Artikel. |
Die Gräflich Erbachische Keramische Werkstätten wurden im Jahre 1905 im Namen des Grafen Georg Albrecht zu Erbach-Erbach gebaut. Der Schornstein wies damals eine beachtliche Höhe von 15,50 Meter auf.
Auf dem Standort für diese Werkstätte befand sich eine alte Scheune, diese wurde in den neuen Baukörper mit einbezogen. Das Gebäude wurde im Jugendstil erstellt und beinhaltete eine Wohnung für den Pächter. |
In der ehemaligen alten Scheune baute man die Töpferwerkstatt und stellte darin den Brennofen auf. Der erste Töpfermeister Ludwig Müller arbeitete hier bis 1910. |
Bernhard Josef Koziol
nach dem 1. Weltkrieg ca. 1918
an der Töpferscheibe |
|
Bald schon sollte sich zeigen, dass der Brennofen für die hochwertigen Keramiken, die hergestellt werden sollten, nicht geeignet war.
Verzögerungen traten ein. Das Betriebskapital, Ersparnisse langer Jahre, verzehrte sich rasch. Als endlich ein neuer Ofen in Betrieb genommen werden konnte, brach der erste Weltkrieg aus. Gleich in den ersten Mobilmachungstagen wurde Vater Bernhard Soldat. Als er nach fünf Jahren endlich zurückkam, war seine Gesundheit geschwächt. Dennoch begann er sogleich von vorne und nahm die Herstellung hochwertiger Keramik wieder auf.
Der junge Bernhard ist mittlerweile 11 Jahre alt. Da stehen sie zusammen in der Töpferei – der kleine Bernhard hilft mit, so gut er es vermag. Gemeinsam sucht man die Dinge zu meistern und die Last der Tage zu tragen.
Bernhard Koziol versucht in den folgenden Jahren einen Neuanfang in Halle a. d. Saale und Fulda. 1923 meldet er sich wieder endgültig nach Erbach zurück. |
Neue Entbehrung. Neue Rückschläge.
Der Arzt stellte die Diagnose – Lungentuberkulose.
Sanft, wie um ein wenig zu versöhnen,
strich ein milder Frühlingswind über den Friedhof.
Es war am 2. März 1928.
Der Tod hatte Bernhard Koziol im Alter von knapp
50 Jahren
erlöst von einem Leiden,
das keine Gnade kannte – von einem Leben,
das hart und enttäuschend war. |
|
St. Annaberg - Geburtsort von Bernhard Josef Koziol
Geschichte des Wallfahrtsortes St. Annaberg: Im 15. Jahrhundert wurde eine kleine Holzkirche auf dem Berggipfel (406 m ü. M.) errichtet, der Vorläufer der heutigen Basilika. Im Jahre 1504 brachte der Sachsenfürst Georg die 66 cm hohe Figur der heiligen Anna von Frankreich nach Oberschlesien. Ursprünglich soll sich darin ein Knochenstück der Heiligen befunden haben. Schnell wurde der Berg zum Ziel vieler Wallfahrten.
Auf dem Berg befinden sich neben der Wallfahrtskirche ebenfalls ein Kloster und weitere Kapellen. Der Ort wurde 1679 erstmals urkundlich erwähnt und entstand rund um das Kloster.
Heute leben hier ca. 500 Einwohner. St. Annaberg lebt vom Steinbearbeitungsgewerbe sowie von Landwirtschaft und von Pilgern. |
Wir leben alle im Geiste unserer Vorfahren …
Als Stückwerk auf der Wanderung durch Jahrhunderte übernahmen wir, einer Stafette gleich des Lebens Fackel aus ihren Händen, um als Erben der Vergangenheit ihren Weg fortzusetzen.
Vorbild der Eltern und die Verhältnisse zuhause bestimmen oft maßgeblich, mitunter in schicksalhafter Weisung den Ablauf unseres Lebens. |
Relief und Krug von Bernhard Josef Koziol - ca. 1920
Heute im Besitz des Grafenhauses Graf Franz zu Erbach-Erbach.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Höhe: |
|
|
|
|
20,5 cm |
12 cm |
23 cm |
21 cm |
22,5 cm |
23,5 cm |
29,5 cm |
29 cm |
|
Heute noch befinden sich Töpferwaren von
Bernhard Josef Koziol in
Familienbesitz.
Diese wurden von dem jungen Bernhard sorgfältig aufbewahrt.
Schon damals beschäftigte sich Bernhard Josef Koziol intensiv mit der Oberflächenbearbeitung der Töpferwaren. Die Kunsttöpfereien erhielten nach dreimaligem Brande eine metallisch glänzende Farbe von kraftvollem Kobaltblau, das in gleicher Schönheit bisher noch nicht erzielt wurde.
Durch Experimente mit frischen Fichten- und Tannenzapfen
erzielte
er mit einer besonderen Technik spezielle Effekte.
Dies ist auf obigen Bildern noch sehr gut zu erkennen. |
|
Das geschützte Warenzeichen der Gräflich Erbachische Keramische Werkstätten.
Ab dem Jahr 1913 wurde dieses Warenzeichen von Bernahrd Koziol auf allen hergestellten Tonwaren
der Gräflich Erbachische Werkstätten angebracht.
Der Elefant wurde von Emil Straub modelliert und von Bernhard Koziol mit neuer Lasurtechnik gefertigt.
Der Bauhaus- und Städel-Schüler Emil Straub war an der Staatlichen Elfenbeinschule in Erbach Lehrer für Zeichnen und Modellieren. Er schätzte den Töpfer Bernhard Koziol und seine Kunst sehr.
Emil Straub modellierte unter anderem Krüge und einen Elefanten, um sie von Bernhard Koziol mit seiner neuartigen Lasurtechnik brennen zu lassen. Diese Kunstwerke befinden sich heute in Besitz seiner Tochter, Frau Kabrehl-Straub. |
Zur 100. Wiederkehr der Marktverlegung des Erbacher Wiesenmarktes von Eulbach nach Erbach gab es 1924 eine von Stadt und Grafenhaus veranstaltete Jubiläumsfeier. |
Aus diesem Anlass wurde von der Töpferei ein Jubiläums-Kakaobecher gefertigt, der an die Kinder verteilt wurde. |
»Seitenanfang
www.schneekugel.de - Die Welt der Schneekugeln und Traumkugeln
|