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Brigitte Zypries

 

Odenwälder Echo - Zeitungsartikel vom 13. März 2007

Da staunt sogar die Justizministerin

Unternehmensbesuch – Brigitte Zypries lässt sich bei Koziol zeigen, was so alles als Plagiat auf dem Markt kommt

Erbach.
Wenn Stephan Koziol in Urlaub fährt, bringt er sich gerne Souvenirs mit, die er eigentlich schon im Haus hat: meistens sogar in besser Qualität und als Original. Letzthin fand er sogar in Vietnam so ein Designstück aus seinem Hause – vom Original kaum zu unterscheiden. Neben dem ist es nun in einer der Vitrinen zu bewundern, die im Ausstellungsraum des Erbacher Herstellers von Gebrauchs- und Geschenkartikeln gleich dutzendweise Plagiate beinhalten.

Produktpiraterie, ein Fall für den Gesetzgeber? Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) nahm sich gestern eine gute Stunde Zeit, um von Stephan Koziol und Geschäftsführer Thorsten Muntermann mehr über die Probleme mit den Nachmachern zu erfahren. Beide hatten ein anschauliches Beispiel dafür parat, wie sie die rechtlichen Möglichkeiten hierzulande einschätzen: Es ist so, als müsste sich ein erwischter Schwarzfahrer zur Strafe nur eine Fahrkarte kaufen. Anders in Frankreich und Belgien, wo Produktpiraten saftige Bußen drohen, die richtig weh tun. Nicht nur das: Der Plagiator wird auch noch in einer Fachzeitschrift genannt – und muss das bezahlen.

Natürlich haben nahezu alle der aktuell 1500 Produkte von Koziol Geschmacksmusterschutz.

 


Das hilft zumindest auf dem europäischen Markt. Freilich ist es für ein mittelständisches Unternehmen mit 170 Beschäftigten immer wieder ärgerlich, hier juristisch vorzugehen. Das kostet Kraft und Zeit, denn die Beweispflicht liegt beim Kläger – und wie will der einem Richter nachweisen, welcher Schaden ihm durch den Nachahmer entstanden ist. Und was auf den Märkten Fernost geschieht, ist von Erbach aus ohnehin nicht zu managen. Also wäre Koziol schon froh, die Plagiate vom europäischen Markt verbannen zu können.

Die Justizministerin ließ sich bei Ihrem Rundgang genau erklären, welcher Aufwand betrieben werden muss, bis selbst so ein kleiner Honiglöffel im Design eines putzigen Vogels als fertiges Produkt aus der Kunststoffpresse fällt. Stephan Koziol bezifferte die Entwicklungskosten und den Aufwand für die Werkzeuge auf rund 50 000 Euro. Aufwändigere Produkte verschlingen schon mal 120 000 bis 150 000 Euro, die sich ein Plagiator sparen kann, bis zur Marktreife.


Gegen den Nachahmer einer Kunststofftasche läuft derzeit die dritte juristische Runde, wie der Unternehmer erläuterte.

 


Jedesmal, wenn der Beklagte unterlegen war, änderte er an der Tasche ein winziges Detail, gab diese dann als neues Produkt aus – und Koziol musste erneut klagen. Ein Ärgernis besonderer Art ist das Vorgehen eines Kaffeerösters, der ein wechselndes Sortiment an Produkten anbietet. Dort hat man sich Originalprodukte von Koziol beschafft, und zum Test in wenigen ausgewählten Filialen verkauft – und das auch noch weit unter dem Originalpreis. Waren die Designerstücke gefragt, sollten sie einige Monate später in alle Filialen kommen – leicht verändert und Made in China.

Natürlich konnte die Justizministerin dem Unternehmen keine Zusage machen, jetzt gesetzgeberische Schritte einzuleiten. Doch stieg sie nach ihrem Besuch sichtlich beeindruckt in die schwarze Dienstlimousine. Stephan Koziol kündigte zum Schluss an, wie er zumindest den Odenwäldern und Besuchern des Landstriches verdeutlichen will, dass Ideenklau ein fieses Geschäft ist: Vor dem Werk an der Werner - von – Siemens - Straße sollen bis Sommer 2008 eine gläserne Fabrik und ein Firmenmuseum entstehen, damit sich Interessierte ein Bild von der Vorleistung eines kreativen Unternehmens machen können. Und es entsteht ein neuer Direktverkauf ab Werk – garantiert mit Originalprodukten.

 

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