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Glücksbringer

 

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Markenporträt  - Markenartikel 7/2010

Glücksbringer

Sie lehren die Koziologie und arbeiten in einer Glücksfabrik: Das Odenwälder Familienunternehmen Koziol, das Haushalts- und Geschenkartikel herstellt, macht einiges anders. Und das mit Erfolg.

EIN MERKWÜRDIGER NAME: GLÜCKSFABRIK.
Nicht weniger seltsam sind die Geräte, die in ihr stehen. »Home-Sweet- Home-Maschine« heißt einer der Apparate, vollgepackt mit Nippes, Plastikvasen und anderen Staubfängern. Auf einem anderen steht »Peace-Maschine«: Sie sieht aus wie ein deformierter Panzer im Hippie-Look. Und am Ende des Rundgangs erwarten den Besucher eine neonfarbene »New-Wave-Maschine« sowie ein »Design- Generator« – eine Art Lichtbühne, deren Farbe Besucher mit ihren Füßen variieren und mischen können.

Eine im wahrsten Sinne des Wortes bunte Mischung bietet diese Tour durch die Glücksfabrik. Wobei der Name ein wenig in die Irre führen kann: Nicht durch eine Industrieanlage im klassischen Sinne wandelt man hier, sondern durch die Geschichte des Unternehmens Koziol aus Erbach im Odenwald.

Großer Zuspruch für das Firmenmuseum Ein Firmenmuseum der etwas anderen Art also, eine begehbare Zeitmaschine, die die wichtigsten Epochen der mehr als 80-jährigen Historie zeigt. Jede Maschine steht dabei für eine Epoche der Firma. Entsprechend ist jedes der interaktiv angelegten Geräte – überall locken Hebel und Knöpfe – in Architektur, Farbe und Gestaltung der jeweiligen Zeitspanne angepasst. Die Geschichte von Koziol soll mit allen Sinnen begriffen werden: von den Anfängen 1927 als Elfenbeinschnitzerei über die Produktion von Souvenir-Broschen zur Wirtschaftswunderzeit bis hin zum heutigen Anbieter von Haushaltshelfern in schräg-buntem Design.

Die Idee für ein Firmenmuseum geisterte dem Glücksfabrikanten Stephan Koziol – als solchen bezeichnet ihn seine Visitenkarte – schon länger durch den Kopf.

Denn im Laufe der Jahrzehnte hatte sich einiges an geschichtsträchtigem Material angesammelt, etwa ein 13.000 Exemplare umfassendes Formenarchiv:
"Wir haben gemerkt, dass unsere Partner und Kunden daran sehr

interessiert waren, hatten jedoch keinen Platz, es zu präsentierten. Im Rahmen einer Land der Ideen- Aktion zur Fußball-WM 2006 haben wir dann einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Es kamen 4.000 Besucher, die alle begeistert waren. Dadurch ermutigt, haben wir das Projekt in Angriff genommen.

« Ein mutiges Unterfangen war es tatsächlich, denn die Kleinstadt Erbach liegt zwar im Herzen Deutschlands, aber dennoch abseits der großen Verkehrsadern. Zufällig kommt man hier eher nicht vorbei. »Aus dieser Situation müssen wir eine Stärke machen und sagen: Hier, mitten in der heilen Welt, kann man wunderbar entspannen und entschleunigen und zum Beispiel auch noch das hiesige Schloß und das Elfenbeinmuseum besuchen «, meint Stephan Koziol, der selbst gelernter Elfenbeinschnitzer ist.

Das Kalkül des geschäftsführenden Gesellschafters scheint aufzugehen. Seine Frau Marion Koziol, die sich um den Betrieb der im vergangenen November eröffneten Glücksfabrik kümmert, spricht von einem guten Zuspruch: »Damit hatten wir nicht gerechnet. An den Wochenenden

werden wir regelrecht überrannt. Am Anfang dachten wir noch, dass der Andrang nach dem Weihnachtsgeschäft wieder abebbt. Das Gegenteil war der Fall. Wir denken schon jetzt über weitere Räume nach.«

Kombination aus Museum, Café und Shop

Zur Glücksfabrik gehören auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern neben dem Museum auch ein Café – die »Glücks-Kantine« – und ein Outlet-Geschäft. Ein solches gab es zwar (wenngleich kleiner) auch schon vorher. Seit dem Bau der Glücksfabrik stehen jedoch die Erste-Wahl-Artikel im Zentrum. Außerdem wird nun das komplette Koziol-Sortiment angeboten.

»Früher ist man nur zum Shoppen hierher gekommen «, erklärt Marion Koziol. »Heute macht man einen Ausflug.« Entsprechend kämen jetzt viele Reise-, Kegel- und Landfrauengruppen, die in Erbach Kultur, Unterhaltung und Shoppen miteinander verbinden wollen: »Wir bekommen 200 Mails pro Monat mit Kundenanfragen und Gruppenreservierungen.«

Besucher bekommen am Ende ihres Museumsrundgangs auch die Möglichkeit, einen Blick in die Produktionshalle zu werfen. Sie erleben live, wie die Designobjekte hergestellt werden. Das sei ein großer Vorteil, meint Stephan Koziol: »Die Wertigkeit eines Produktes wird komplett anders wahrgenommen, wenn die Menschen einmal gesehen haben, wie es entsteht.« Neben Endverbrauchern kommen auch Handelspartner in die Glücksfabrik, um sich über aktuelle Shop-Lösungen und Positionierungsinhalte zu informieren.

Markenwerte dreidimensional erleben

Das Konzept des Museums stammt vom Wiener Designer Tino Valentinitsch. »Die Maschinen der Glücksfabrik sind keine gewöhnlichen Spritzgießmaschinen, bei denen etwas roh hineinkommt und fertig herausfällt«, erklärt er. »Meine Maschinen sind vielmehr Spiegel: Sie spiegeln die Zeiten, ihr Gefühl, die Freude und die Hoffnung wider, die den Menschen auch in schwierigen Momenten hilft, mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

Stephan Koziol ergänzt: »Mit der Glücksfabrik machen wir die Werte, die wir in unseren Produkten haben, dreidimensional erfahrbar.« Mitarbeiter und Kunden könnten erleben, welche Philosophie hinter der Marke stecke. »Und dabei haben unsere Besucher sehr viel Spaß – egal ob Jugendliche oder Senioren!«

Koziol will also zufriedene Kunden haben und eine positive Grundstimmung erzeugen – ein Bestreben, das man den Produkten ansieht. Mit hintergründigem Humor erinnern sie an bunte Lebewesen: Ein Fisch entpuppt sich beim zweiten Blick als Zahnseidespender, eine Schnecke als Tesa-Roller und ein Vogelpärchen als Salz- und Pfefferstreuer.

Weil die Produkte so markant sind, kann das Unternehmen auf große Anzeigenkampagnen oder gar TV-Spots verzichten. »Wir haben den Vorteil, dass unsere Produkte einen hohen Wiedererkennungswert haben und stark polarisieren. Deshalb ist die Marke auch ohne klassische Werbung schon ziemlich bekannt«, sagt Stephan Koziol.

Die Kommunikation konzentriere sich – neben der Glücksfabrik – stark auf PR-Arbeit. Mit einer Kampagne auf Facebook richte man sich aktuell erstmals aber auch direkt an die Endkunden.

»Design. Besser. Glücklicher«

Koziol wirtschaftet seit Jahrzehnten erfolgreich. Doch erst jetzt hat man sich daran gemacht, die Markenwerte systematisch zu analysieren und aufzuschreiben.

»Wir haben uns gefragt, wofür wir eigentlich stehen. Dabei herausgekommen sind die Themen Leben, Werte, Glück und Design«, sagt der Firmenchef. Eigentlich habe man sich unbewusst schon immer an diesen Punkten orientiert. Nun wolle man sie in der Kommunikation stärker nach außen tragen. Ein wichtiger Schritt dabei war die Entwicklung eines neuen Claims. Er lautet: »Design. Besser. Glücklicher« – beziehungsweise in der englischen Variante »Better design, bigger smile«.

»Produkte findet man unendlich viele, darunter auch sehr viele gute. Aber dazu muss auch eine Philosophie hinzukommen. Wenn eine Marke keinen Mehrwert bietet, wird es sehr schwer für sie«, meint Stephan Koziol.

Die Philosophie seines Unternehmens hat er deshalb sogar in einer eigenen Lehre festschreiben lassen, der Koziologie. Sie wird – mit etwas Augenzwinkern – verstanden als Wissenschaft vom Glück durch kleine, schöne Dinge und durch gutes Design.

Näher beschrieben wird diese Glückslehre in sieben Leitsätzen. Sie lauten beispielsweise: »Design von Koziol ist demokratisch. Jeder kann es sich leisten. Und jeder kann damit Geschmack, Humor, Stil und Liebe beweisen und hervorrufen.« Oder: »Design von Koziol ist Ausdruck einer eigensinnigen, originellen Weltbetrachtung und einer hintergründigen Idee.« Oder auch: »Design von Koziol befreit das innere Kind aus den Zwängen der Norm. Das anarchistische Element des Spieltriebes lässt die im Herkömmlichen eingesperrte Fantasie lustvoll in eine glücklichere Welt ausbrechen.

« Die Koziologie spricht auch einen Punkt an, der das Selbstverständnis der Marke stark mitprägt: die Produktion in Deutschland. »Design von Koziol, 100 Prozent Made in Odenwald, bevölkert weltweit Millionen von Widerstandsnester gegen die Norm, gegen die Hässlichkeit und gegen die Langeweile«, heißt es in einem Leitsatz.

Tatsächlich sind in Erbach sämtliche Schritte von der Produktion bis zum fertigen Produkt unter einem Dach vereint, ob nun Produktentwicklung, Konstruktion, Formenbau, Produktion, Versand oder Marketing. »Wir wollen kein Können und Wissen abgeben.


Denn der Verlust der ganzheitlichen Erkenntnisse ist die größte Gefahr für die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens«, meint Stephan Koziol.

Natürlich müsse man regelmäßig immer wieder neu überlegen, ob die Konzentration auf Deutschland noch sinnvoll und zeitgemäß sei. »Aber jede Überprüfung hat bisher ergeben, dass es schlauer und zukunftsweisender ist, wenn wir es weiter so machen wie bisher – speziell, weil wir die Flexibilität und das Wissen um die Herstellung und Technologie benötigen.«

Plagiate: »Nur etwas Gutes wird kopiert« »Design von Koziol ist ökologisch wertvoll, weil es natürliche Ressourcen maximal schont«, lautet ein weiterer Lehrsatz aus der Koziologie. Konkret heißt das: Man legt großen Wert auf eine ressourcen- und energieschonende Produktionsweise. Zudem können sämtliche Produkt-Materialien recycelt werden.

Auch entstehen bei der Herstellung keine schädlichen Emissionen. »Wir schwimmen bei den Themen Nachhaltigkeit und Produktion in Deutschland übrigens nicht einfach auf einer derzeit populären Welle mit«, betont Stephan Koziol. »Vielmehr haben wir schon immer so argumentiert und gehandelt – heute werden diese Themen nur stärker wahrgenommen als vor zehn Jahren.«

Doch wo Erfolg ist, da lauern schnell auch andere, um davon zu profitieren. Diese Erfahrung macht Koziol regelmäßig beim Thema Produktfälschungen. »Nur etwas Gutes wird kopiert. Deshalb sind Plagiate auch die aufrichtigste Form der Anerkennung, eine gewisse Auszeichnung und Bestätigung«, sagt Stephan Koziol.

In diesen Worten schwingt neben Stolz selbstredend auch bittere Ironie mit, denn natürlich seien Plagiate Raub und Vernichtung von Werten: »Die Arbeit, die wir in ein Produkt gesteckt haben – zum Beispiel in Entwicklung und Marktaufbau – wird von jemand anderem einfach geklaut!«

Koziol hat seine Produkte in Europa und China musterrechtlich schützen lassen und geht gegen Missbrauch notfalls auch gerichtlich vor. »Wir würden uns mehr Interesse für das Thema wünschen«, sagt der Firmenchef. »In Deutschland gibt es noch kein ausreichendes Bewusstsein dafür, wie sehr die Volkswirtschaft durch Plagiate geschädigt wird. Und anders als zum Beispiel in Frankreich sind bei uns die Strafen viel zu gering«, bedauert er.

Wie gut die Fälscher ihr Handwerk verstehen, davon können sich auch die Besucher der Glücksfabrik ein Bild machen: Am Ende des Rundgangs sind verschiedener Koziol-Produkte sowie ihre entsprechenden Plagiate ausgestellt, die in den vergangenen Jahren im Handel oder auf Messen aufgespürt wurden. Selbst Stephan Koziol ist schon einmal reingefallen: »Einmal habe ich in einer Apotheke ein Produkt von uns gesehen und stolz ein Foto davon gemacht. Als ich das dann im Unternehmen gezeigt habe, sagte man mir: Das ist gar nicht von uns. Ich konnte die Fälschung also selber nicht erkennen, so gut war die!«

Krisenresistente Alltagsfreuden

Doch trotz gelegentlichen Ärgers mit Produktfälschern: Der Unternehmer ist, ohne konkrete Zahlen zu verraten, zufrieden mit der Geschäftslage. Der Grund dafür sei einfach: »Unsere Produkte bewegen sich zum Großteil in einem Preisbereich bis 50 Euro. Das sind die kleinen Freuden, die man sich zwischendurch gönnt – auch in Zeiten der Finanzkrise. Wir versuchen immer soviel Geld zu verdienen, dass wir unsere Zukunft finanzieren können.« Im vergangenen Geschäftsjahr seien die Umsätze trotz Krise sowohl in Deutschland als auch im Ausland weiter gestiegen.

»Der Vorteil eines inhabergeführten Unternehmens ist, dass man langfristiger denkt und dass es nicht darum geht, kurzfristig viel Geld zu verdienen«, sieht Stephan Koziol sein Unternehmen gut gerüstet für die Zukunft – und überreicht zum Abschied ein weißes Kunststoffreh.

Es gehört zu den Klassikern des Hauses und wird schon seit 1929 produziert. Auch bildet es das Logo der Glücksfabrik. Denn das Rehkitz stehe mit seinem staunenden Gemüt für friedliche Koexistenz, für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, für Umweltverträglichkeit, Genügsamkeit und für Herzenswärme. »Denn am Ende siegt nicht der Stärkere«, weiß Stephan Koziol, »sondern der Glücklichere!«

Torsten Schöwing

 

 

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